Chari zwischen Kousséri und N'Djamena
Der Chari (auch Shari genannt) ist ein bedeutender Fluss in Zentralafrika mit folgenden Hauptmerkmalen:
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Länge: 1.400 km (etwas länger als der Rhein)
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Fließt durch: Zentralafrikanische Republik, Tschad, Kamerun
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Mündung: Tschadsee
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Einzugsgebiet: 548.747 km² (3* grüßer als das Einzuggebiet des Rheins)
Wichtige Fakten
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Hauptwasserquelle des Tschadsees (90% des Zuflusses)
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Wichtigster Nebenfluss: Logone
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Große Bedeutung für lokale Fischerei und Bevölkerung
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N'Djamena, die Hauptstadt des Tschad, liegt am Fluss
Besonderheiten
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Endemiegebiet für Guineawurm-Krankheit
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Vorschläge zur Umleitung von Wasser aus dem Ubangi zur Wiederbelebung des Tschadsees
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Historisch von verschiedenen Sprachgruppen besiedelt (Tschadische, Adamawa-, Ubangi- und Bongo-Bagirmi-Sprachen)
Nachdem Joseph und ich die Grenze zwischen Nigeria und Kamerun überquert hatten (Siehe Joseph), ging
es auf schnellsten Weg Richtung Koussséri um dann alleine über den Chari nach N'Djamena überzusetzen.
Um die nachfolgenden Ereignisse zu verstehen, muss man einige Informationen haben wie
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Bürgerkrieg im Tschad
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Nordisten und Sudisten
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Muammar al-Gaddafi
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Brücke über den Charifluss, Fähre und EU-Gelder
Der Bürgerkrieg im Tschad ist ein langanhaltender Konflikt, der das Land seit seiner Unabhängigkeit 1960 prägt. Hauptmerkmale sind:
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Beginn: 1965, mit Unterbrechungen bis heute andauernd
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Ursachen: Ethnische Spannungen, Machtkämpfe, Ressourcenkonflikte
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Beteiligte: Verschiedene Rebellengruppen gegen die Zentralregierung
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Internationale Dimension: Einmischung durch Libyen, Frankreich und andere Nachbarländer
Phasen des Konflikts
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1965-1979: Erster Tschadischer Bürgerkrieg
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1979-1982: Übergangsphase mit wechselnden Allianzen
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1982-1990: Fortsetzung der Kämpfe unter Hissène Habré
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Seit 1990: Weitere Konflikte unter Idriss Déby und seinen Nachfolgern
Der Bürgerkrieg hat die politische und soziale Entwicklung des Tschad stark beeinträchtigt und zu anhaltender Instabilität geführt.
Nordisten und Südisten
Die Konflikte im Tschad sind das Ergebnis einer Vielzahl von Faktoren, die über einen einfachen Nord-Süd-Gegensatz hinausgehen. Eine nachhaltige Lösung
erfordert die Berücksichtigung dieser komplexen Dynamiken.
Eine uralte Feindschaft zwischen den muslimischen Bewohnern des "Nordens", den "Nordisten", und den christlich- animistischen "Südisten", den Bewohnern des "Südens"
- entstanden beziehungsweise verschärft durch die Sklavenjagden der Vorkolonialzeit. Die Mehrheit der Wissenschaftler sehen das konfliktgeprägte Verhältnis zwischen "Nordisten" und "Südisten" als
'Wurzel allen Übels', als Ursache der politischen Instabilität im Tschad.
Kurz vor meiner Abreise aus Lagos-Nigeria über Abuja in den Tschad bombardierte am 17. Februar 1986 ein libyscher Tupolew Tu-22 als Vergeltung für französische
Angriffe den Flughafen von N’Djamena. Frankreich verstärkte daraufhin seine Truppen im Tschad und verlegte zusätzliche Flugabwehrraketen und Kampfflugzeuge. Gaddafi warnte alle Ausländer,
D'Jamena zu verlassen, diese Warnung stand auf allen Titelseiten der nigerianischen Presse, die ich mit guten Reisewünschen von meinen Freunden in Lagos zur Abreise bekommen
hatte.
Vier Wochen vor meiner Tschadreise war mein Büropartner Werner Herberg in N'Djamena. Er berichtete, dass die neue Brücke über den Charifluss, mit EU-Geldern
finanziert, nicht zu passieren war, weil sich die Fährleute wegen ihres Verdienstausfalles bei der Regierung beschwert hatten. Die Brücke durfte nur von der Firma Ways&Freitag
benutzt werden, die die Brücke auch gebaut hatte; für unser Projekt in N'Djamena hatten sie auch den Zuschlag bekommen. Ich reiste von Westen an, die Brücke und die danebenliegenden Fährboote für
Fahrzeuge und Personen lagen auf gleicher Höhe im Osten von Kousséri, ein großer Umweg der mich veranlasste mit meinem Aluminiumkoffer per Einbaum den Chari
zu überqueren vom Strand in Kousséri um direkt in der Stadtmitte in der Nähe unserer Baustelle anzulanden.
Diese Abkürzung gehörte nicht zu meinen besten Ideen, vielmehr hatte sie mich dann über 6 Stunden Zeit gekostet: Direkt am Nordufer des Chari angekommen, wurde ich
von der Geheimpolizei, bestehend aus Nordisten, verhaftet.
Es folgten Befragungen, Durchsungen des Gepäcks. Meine Hinweise, dass man mich in der "ambassade d'Allemagne" bzw. in der "German embassy" erwarte, war kein
Türöffner nach drausen. Aber meine Tropenwurst (Siehe
Tropenwurst) hat meine Situation verbessert und die Angelegenheit erleichtert.
Als ich es dann doch geschafft hatte und vor der Vernehmungshütte stand, wurde das gleich noch zwei mal wiederholt, offensichtlich von unterschiedlichen
Geheimdiensten. Sie gaben mir keine Antworten auf meine Fragen.
Offenbar haben sie sich aber sehr gewundert, dass ein Europäer mit dem Einbaum übersetzt und nicht mit dem Auto über die Brücke (die war mittlerweile wieder
passierbar) die Grenze passierte, zumal Gaddafi mit europäischen Terroristen gedroht hatte.
Jedenfalls konnte ich ab diesem Zeitpunkt meiner Arbeit nachgehen und mit einem geliehenen Fahrrad für die ganze Aufenthaltsdauer N'Djamena erkunden (Siehe
N'Djamena).
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