Ballonwochenende im Hils
- In Berlin und Umland durfte man während der Deutschen Teilung keinen Luftsport ausüben; Luftsportler verbrachten viele Wochenenden in Westdeutschland noch jenseits eines ca. 50 km breiten Streifen zur DDR-Grenze, die sogenannte ADIZ
- 4 Wochen vorher, am 9. November 1989, ist die Berliner Mauer gefallen
- 2 Jahre vorher, haben wir ein öffentliches Gebäude in Hanoi/Vietnam ertüchtigt und saniert und dabei Kontakte gepflegt
- Ich war schon einige Zeit Ballonfahrer mit gelegentlichen Medienberichten in Berlin, so gab es immer Mitfahrinteressenten, so auch die Anfrage von Jack O. Bennett an einer Fahrbeteiligung
Der Ami
Frühe Jahre und Ausbildung
Aufenthalt in Deutschland
Berliner Luftbrücke
Leben nach der Luftbrücke
Ehrungen und Vermächtnis
Ballonfahrten von und mit Jack O. Bennett
Besuch von Phong und Chung aus Vietnam
In Vietnam sind einsilbige Vornamen üblich, die oft geschlechtsneutral sind, der Mittelname wird meist verwendet, um das Geschlecht auszudrücken. Die Menschen in Vietnam sprechen sich nur mit dem Vornamen an, der an dritter Stelle steht (Nachname, Mittelname, Vorname).
Die Bedeutungen der Passagiernamen: Phong = "Der Wind" und Chung = "Intelligenz"
Besonderheit in Berlin
Die beiden vietnamesischen Freunde waren Nordvietnamesen, in Berlin und in ganz Europa lebten ja viele Südvietnamesen (Boatpeople). In den Folgejahren, nach der Wende, haben die Berliner Vietnamesen selbst unterschieden zwischen Ost- und Westvietnamesen.
Fahrt von Berlin in den Hils
Wir vier trafen uns am Donnerstagmorgen um mit meinem L-300-Bus mit 9 Sitzplätzen die Fahrt nach Westdeutschland anzutreten: der Ami, zwei Vietnamesen (Phong war sicherlich ein ehemaliger Vietcong) und ich.
Jack hatte mir Tage nach der Fahrt eine Fotodokumentation zukommen lassen mit Texthinweisen, er unterschied
- The Old Viet.Prof. für Phong und
- The Young Viet.Dr.Ark. (Ark war seine Abkürzung für Architekt, die hat er auch bei mir benutzt) für Chung.
Ich glaube, für alle war die Situation neu: die beiden Vietnamesen waren noch nie so nah mit einem Ami zusammen und umgekehrt sicherlich auch.
Ich war der Fahrer, musste auf den Verkehr achten und habe hauptsächlich den Gesprächen gelauscht; es gab einen sehr großen Unterschied bei den Gesprächen auf der Anreise und dann einige Tage später bei der Abreise (siehe auch dort).
Jack hatte die Gelegenheit genutzt, die beiden zu befragen, ohne Rücksicht darauf, dass wir es mit zurückhaltenden Personen zu tun hatten, für die alles westliche neu war; er fragte unseren Weimarer Freund aus in Richtung Studium, Hochschule, Finanzen und Wohnen, auch ganz konkret: "Kannst Du in Weimar auch ein Mädchen mit auf Dein Zimmer nehmen?", was dem Befragten natürlich sehr peinlich war. Die drei hatten aber eine gute Stimmung. Im Weserbergland angekommen, hatten Sie schon Besuch von dem Kollegen aus Hannover, der sie dann auch einen Tag später zu unserem Startplatz brachte.
Ballonfahrten im Weserbergland
Die drei Fahrten wurden alle mit meinem damaligen Heißluftballon D-Berlin absolviert. Die nachfolgenden Angaben stammen aus aus meinem Fahrtenbuch.
Besatzung bei allen drei Fahrten: Norbert Reimann, Luftfrachtführer; Captn. Jack O. Bennett, Co
Freitag, 1.12.1989
- Startort: Grünenplan HW - 12.29 - Landeort: Gut Heinsen - 13.34 - Anzahl Landungen: 1 - Fahrtstunden: 1:05 -
- Distanz LL: 14 km, Besatzung erweitert: Frau Krämer, Verfolger: Rainer Neumann, mein Neffe

- Startort: Grünenplan HW - 12.29
- Landeort: Gut Heinsen - 13.34
- Anzahl Landungen: 1
- Fahrtstunden: 1:05
- Distanz LL: 14 km
- Besatzung erweitert: Frau Krämer
- Verfolger: Rainer Neumann, mein Neffe
Unsere Passagierin und Jack wurden natürlich, wie alle Erstfahrer, mit einer Taufe in den Adelstand der Ballonfahrer erhoben.
Foto: Taufe Captn. Jack O. Bennett, Frau Krämer
Samstag, 2.12.1989

- Startort: Grünenplan HW - 13.13
- Landeort: Wulfingen - 15.14
- Anzahl Landungen: 1
- Fahrtstunden: 2:01
- Distanz LL: 25 km
- Besatzung erweitert: die Herren Phong und Chung
- Verfolger: Rainer Neumann

Crew beim Landefest; die Landefeste fanden immer im auch noch heute zu empfehlenden Lampes Posthotel in Grünenplan statt. Der Seniorchef, Conrad Lampe III, lies es sich nicht nehmen, unsere illustre Gesellschaft den Abend über mit dem tollen Team "im Krug" zu begleiten, zumal ihm Jack ein Begriff war.
Sonntag, 3.12.1989

- Startort: Grünenplan HW - 10.40
- Landeort: Feldmark Limmer - 12.20
- Anzahl Landungen: 1
- Fahrtstunden: 1:40
- Distanz LL: 10 km
- Besatzung erweitert: die Herren Phong und Chung
- Verfolger Brinkmann junior
- das wir uns, fast schwerelos, zumindest ohne Beschleunigungskräfte, in der Luft bewegen konnten, das war ein neues und schönes Gefühl für ihn
- gewöhnungsbedürftig war beim tiefen Fahren für ihn die Nähe zu Bäumen: wenn er in der Vergangenheit Blätter so nah sah aus der Luft, erinnerte es ihn an seine 16 Bruchlandungen. Das hat aber zu seinem Fliegerleben dazugehört für ihn. Ich hatte ihm dann offenbart, dass ich als jugendlicher Segelflieger auch zweimal Bruch gemacht hatte mit unserer Rhönlerche (im Rhein-Neckargebiet war ich da als Lerchentöter bekannt), aber dies war für ihn kein Makel, weil ich ja, wie er, immer weiter gemacht hatte.
Fahrt vom Hils nach Berlin
Nachlese
Chung
Chung hatte mich einige Wochen später anlässlich einer Essenseinladung besucht, als Gastgeschenk hatte er einen vietnamesischen Keramikelefanten gereicht, der heute noch in unserem Besitz ist (neben denen, die ich selbst aus Vietnam mitgebracht habe). Nach den Wendewirrungen war es unklar, wie es bei ihm beruflich weitergehen sollte, wir hatten uns dann auch aus den Augen verloren.
Jack
Jack und ich hatten noch bis über die Jahrtausendwende regen Kontakt.

Nach dem Ballonwochenende hatte er mir 27-DIN-A-4-Foto-Kartons mit über 100 nach seiner Art beschrifteten Fotos zukommen lassen. Darin hatte er hat das Wochenende sehr gut beschrieben, auch die technischen Dinge um den Ballon.
The Young Viet.Dr.Ark. - NR - Jack; aus Fotodokumentation von Jack
Wir waren im Grunewald mit gemeinsamen Freunden zusammen Essen und tauschten uns regelmäßig aus.
Wie sehr ihn das Wochenende beindruckt hatte zeigen folgender Briefe an mich:
Karte von Jack nach dem Wochenende
Fast der Beginn einer Playboy-Karriere?
Zu weiteren Fahrten ist es nicht mehr gekommen, er verfolgte aber unsere Ballonaktivitäten und gab immer wieder hinweise und Tipps, er war ein großer Kommunikator. Warum unsere Playboy-Karriere nicht ins Rollen kam, hat sich meiner Erinnerung entzogen.
Zeitungsnotiz mit Anmerkungen Jack
Bei dem Zeitungsausschnitt zu meiner Aktivität in Singapur (wir haben dort auf der internationalen Luftfahrtausstellung Werbung für die ILA in Berlin Schönefeld gemacht mit dem Ballon Brandenburger Tor - dazu und zu anderen Ballonfahrten an anderer Stelle mehr) machte er sich Gedanken, dass ich nicht namentlich genannt war.
Meist waren seine Infos mit einem Hinweisstempel versehen, er hat das sehr professionell betrieben, sicherlich nicht nur mit mir, das zeigt die Sie-Form des Stempels:

Hinweise aus Zeitungen, Zeitschriften etc. mit seinem Stempel
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