Wir haben in zwei Monaten Bundestagswahlen, das Thema Migration soll nach Meinung der meisten politischen Beobachter ein wichtige Rolle spielen.
Ich möchte hier der Frage nachgehen: Einwanderer (Immigranten) werden bei uns in Deutschland als Migranten bezeichnet. Die wörtliche Übersetzung wäre Wanderer.
Ich vermute, dass bei der Nutzung des Wortes Migranten bezüglich eingewanderter Menschen, teilweise schon in zweiter oder dritter Generation, die Hoffnung mitspielt, dass "Wanderer" irgendwann
weiter ziehen.
Damit sich dieser Verdacht nicht festsetzt, empfehle ich, dass wir zukünftig Einwanderer als solche auch bezeichnen.
In der Diskussion geht es mir nicht um das im Grundgesetz verankerte Asylrecht.
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Autochthon, bezieht sich auf die einheimische Bevölkerung eines bestimmten Gebiets. Diese Menschen und Gruppen haben ihre Wurzeln und
kulturellen Ursprünge in der Region, in der sie leben.
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Allochthon, dieser Begriff beschreibt Menschen und Gruppen, die aus anderen Regionen oder Ländern zugewandert sind. Sie haben ihre
kulturellen Ursprünge außerhalb des Gebiets, in dem sie sich derzeit befinden.
Der Begriff wird aber auch für Dinge verwendet, z.B. bei Gesteinen in der Geologie und in der Architektur.
Ich konnte 1984 an einem Forschungsvorhaben an der TU-Berlin mitarbeiten, bei dem wir autochthone Architekturen in afrikanischen Ländern erforschten.
Betrachtungsschwerpunkte sind die praktischen, ästhetischen und symbolischen Funktionen, die diese Architekturen inne haben. Autochthone Architektur nutzt Materialien, die vor Ort verfügbar sind,
wie Holz, Stein oder Lehm. Dies reduziert den Transportaufwand und die Umweltbelastung.
Die Bauweise berücksichtigt das lokale Klima, um Energieeffizienz zu maximieren. Zum Beispiel haben Häuser in
heißen Regionen oft dicke Wände und kleine Fenster, um die Hitze draußen zu halten. Diese Architekturform ist eng mit den Traditionen und der Geschichte einer Region verbunden. Sie spiegelt
die Lebensweise und in ihrer Formensprache die ästhetischen Vorlieben der einheimischen Bevölkerung wider.
Gebaut habe ich mit meinem Büro in einigen asiatischen Ländern, aber auch in Nigeria, Tschad, Malawi und Jemen allochthon, nach europäischen Standard für deutsche
Bauherren. Teilweise konnten wir uns an koloniale Bauarten insbesondere der Briten orientieren, die sich gut an die geänderten Klimabedingungen angepasst hatten.
Natürlich haben wir, z.B. in Lagos/Nigeria, örtliche Vorschriften eingehalten, in dem wir auf Dachrinnen verzichteten, weil in diesen Breiten in kleinen
Wasserpfützen der Rinnen mit Fliegenkulturen gerechnet werden muss.
Eine Transformation ist nicht immer angebracht und auch nicht wünschenswert, heute haben wir den Begriff "kulturelle Aneignung", der ich aber gerne in vielen
Bereichen, z.B. in der Küche, fröhne.
Menschen, die nach Deutschland einwandern, können meiner Ansicht nach nicht bei Grenzübertritt ihre Kultur ablegen, das zu verlangen ist nicht realistisch; in
diesen Fällen dürfte ein Staat keine Einwanderung zulassen.
Natürlich wird von Einwanderern verlangt, sich an die Gesetze des Einwanderungslandes zu halten, was bei Einwanderern zum allergrößten Teil der Fall ist.
Die Frage, wie lang ist ein Einwanderer ein allochthoner, ab wann ein autochthoner Mitbürger, ist interessant, aber zweitrangig und von vielen
persönlichen und Umgebungsbedingen abhängig.
Unsere Familiengeschichte ist geprägt von eigenen Erfahrungen: Meine Eltern und älteren Geschwister waren Vertriebene und Flüchtlinge, und ich
selbst wurde in einem Flüchtlingsblock geboren. Diese Binnenmigration nach dem Krieg brachte andere Herausforderungen mit sich, die weniger in kulturell-religiösen Bereichen lagen. Eine
Kindheitserinnerung: in der protestantischen Kirchengemeinde in der Pfalz hatte das Vaterunser einen etwas anderen Text als in Schlesien 😉
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