Das Gebäude, in dem der Deutsche Bundestag tagt, heißt immer noch nach seinem Ursprung Reichstag oder Reichstagsgebäude.
Über den Bau und den späteren Umbau des Gebäudes, aber auch zur temporären Verhüllung des Gebäudes findet man bei Wikipedia schnelle Antworten und weitere Verweise.
Nach einer Einladung mit einer Führung durch das Gebäude kann ich sagen, dass meine Einschätzung durchweg positiv ist.
Mit diesem Memo möchte ich keine allgemeine Architekturkritik des „Neuen Reichstages“ entwerfen, als vielmehr auf einige Details bei der Nutzung durch unsere Politiker.
Diese Detailkritik kann ich nicht bei dem leeren Reichstag erläutern als vielmehr bei der Nutzung durch Redner und Rednerinnen. Es sind Dinge, die mir schon vor einiger Zeit aufgefallen sind, bei der neulichen Bundestagsdebatte habe ich die Fernsehbilder als Einzelbilder festgehalten.
Ich möchte jetzt nur meine Beobachtungen erläutern ohne Bewertung, dies könnte man, bei Interesse, im Kommentarteil nachholen.
Beim Zuschauen und Zuhören der Bundestagsdebatte sind meine optischen und akustischen Wahrnehmungen mal wieder unterschiedliche Wege gegangen, das war fast schon ein Déjà-vu-Erlebnis meiner unfreiwilligen Konfirmandenkirchgänge: Was da gepredigt wurde, hatte mein Interesse schnell verloren, abbrechen wollte und/oder durfte ich nicht, da wurde ersatzweise die optische Umgebung des Predigers ins Visier genommen. Die Kanzel unserer kleinen Kirche und insbesondere das große, bunte Bleiglasfenster (Der Säer) neben der Kanzel wurde von mir virtuell immer wieder nachgezeichnet, eine halbwegs richtige Darstellung könnte ich jetzt, 60 Jahre später, noch nachzeichnen.
So erging es mir bei allen Debattenrednern: die optischen Dinge der Beziehung Redner, Katheter und Podium des Präsidiums waren es, die mich interessierten.
Bei der Bilderreihe habe ich 3 bekanntere Politiker als Beispiel genommen, bei anderen Politikerinnen und Politiker treffen die Beobachtungen auch zu.
Die nachfolgenden Bilder können durch einfaches Anklicken vergrößert werden.
Rednerpult oder Katheter
Hier ist mir aufgefallen, dass es zwei Typen von Rednern und Rednerinnen gibt:
- Gemeinsam haben beide Typen, dass Redemanuskripte im Format A4 auf das Pult gelegt werden, und zwar die Seite des Vortragetextes (aktive Seite) und daneben die Ablage, dies ist auch bei den drei ausgewählten Beispielrednern der Fall
- Typ „Zentriert“: meist wird sich mittig zum Pult aufgestellt, das wird vereinfacht, wenn die Redner sich am Pultrand festhalten und positionieren.
- Typ „Links- oder Rechtsbündig“, die Einteilung soll keine politische Positionierung sein, als die Person sich nicht zentriert zum Pult positioniert. Der Grund, wahrscheinlich: Redner platzieren sich mittig zu ihrer aktiven Vortragsseite, die selbst nicht mittig auf dem dafür zu schmalen Pult liegt. Dadurch stehen die Redner auf einer Seite, mehrheitlich auf der vom Zuschauer gesehen linken Seite des Katheters, vom Präsidium betrachtet auf der rechten Seite. Wenn die aktive Manuskriptseite mittig auf dem Pult liegen würde, wäre nicht genügend Platz für die Ablageseite.
Große Redner
Große Redner sind bei der Platzierung des Pultes vor dem Präsidiumspodium benachteiligt, wie man auf den Fotos erkennen kann. Bei sehr großen Rednern hat der Fernsehzuschauer immer die Hände und das Gekruschel der drei Präsidiumsmitglieder auf Stirnhöhe der Redner mitzuverfolgen.
Es ist zu vermuten, dass das bei der Planung nicht bedacht wurde.
Allerdings muss ich sagen, dass dies bei wirklich großen Rednern durchaus zu verkraften wäre, wenn es die gibt.
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